Eine amtliche, fantastische Art des düsteren Heavy Metal mit einer charismatischen Sängerin an der Front und markanten Gothic‑Einflüssen – dies ist der erste Eindruck, wenn man „In The Darkness“, die Debüt‑Scheibe der Band Sliding Doörs, in den Player legt. Eine faszinierende Mischung aus modernem, female‑fronted Heavy Metal, getragen von schwermütiger Gothic‑Atmosphäre, veredelt durch inspirierende Kompositionen, ausgefeilte Melodieführungen und ein wohlig düsteres Sounddesign: All das bietet dieses dynamische Duo mitsamt seiner hochkarätigen Mitstreiter und lässt einen Großteil der hiesigen Konkurrenz im (female‑fronted) Gothic‑infused Heavy Metal verblassen.
Gründungsmythos und künstlerische Vision
Sliding Doörs wurzeln in der kreativen Symbiose des Gitarristen, Komponisten und Arrangeurs Christian Russo und der Sängerin sowie Texterin Carmen Costantino. 2022 entschlossen sich beide, ihre geballte Leidenschaft für harte Klangwelten und dunkle Poesie in ein eigenes Projekt zu gießen. Ein Jahr später komplettierten der versierte Schlagzeuger Dario Petrelli und Sliding Doörs waren geboren.
Doch damit nicht genug: Für die Studioaufnahmen von „In The Darkness“ lotste die Band zwei absolute Schwergewichte ins Boot. Auf den Drums überzeugte der facettenreiche John Macaluso (u. a. Ark, Symphony X), während die Bass‑Parts von Legende Billy Sheehan veredelt wurden. Dass Scott Bushs Timeline Studio das finale Mastering übernahm, unterstreicht den professionellen Anspruch, den Sliding Doörs an ihr Erstlingswerk stellten. Und selbst im audiovisuellen Bereich setzt man ein Ausrufezeichen: Die beiden ersten Videoclips zu „In The Darkness“ und „I Believed“ entstanden unter der Regie‑Hand des Grammy‑prämierten Patrick Ullaeus und sammelten bereits in kurzer Zeit mehrere Hunderttausend Views.
Produziert wurde das über von Maurizio Chiarello gegründete Label Underground Symphony veröffentlichte Meisterwerk von Carmen aka Demetra und Christian Russo.
Konzerttipp: Sliding Doörs Live in EUROPA:
Konzerttermine
- 22. Mai 2025 – SlidingDoorsBand: “KillSound Metal Fest – Austria Edition”
• Ort: Lerchenfelder Straße 23, Wien, Österreich
• Beginn: 19:00 Uhr
- 24. Mai 2025 – SlidingDoorsBand: “KillSound Metal Fest – France Edition”
• Ort: 296 Avenue Pasteur – Zone d’Activités Les Sables, 33185 Le Haillan, Frankreich
• Beginn: 19:00 Uhr
Weitere Infos und Tickets gibt es HIER
Zwischen Licht und Schatten: Die Klangarchitektur
Bereits die eröffnende Nummer „I Believed“ demonstriert exemplarisch, warum „In The Darkness“ sofort fesselt.
Ein moderates Tempo, ein druckvoller Groove von Bass und Schlagzeug und Gitarrenriffs, die zwischen messerscharfer Präzision und majestätischer Weite oszillieren, bilden das Fundament. Darauf thront Carmen Costantinos Sopran, der gleichermaßen kraftvoll wie verletzlich anmutet. Ihre Stimme erzählt Geschichten, die tief unter die Haut gehen – ein Timbre, das sowohl metallischer Härte standhält als auch feinste Melancholie transportiert. Christian Russo verwebt pointierte Lead‑Noten und hymnische Akkordfolgen zu einem detailverliebten Geflecht, das immer wieder kleine Überraschungen bereithält: ein kurz aufglühender Arpeggio‑Lauf hier, ein schwebender Synth‑Teppich dort., ohne je das Hauptmotiv aus den Augen zu verlieren. Ein spannendes Merkmal ist, dass die Synthesizer von der Gitarre kommen, wohlmöglich über einen Gitarrensynthesizer.
Mit der Titelsingle „In The Darkness“ beschleunigt die Band das Tempo und zieht uns tiefer in ihre nächtliche Welt. Die Rhythmussektion groovt unerbittlich, während Billy Sheehans Bassläufe die Gitarrenriffs umschmeicheln und John Macaluso jedem Break eine Prise Virtuosität verleiht. Das Arrangement verzichtet bewusst auf überbordende Symphonic‑Orchestrierungen und bleibt so erfrischend erdig. Dadurch entstehen Lücken für kleine elektronische Texturen, die den Gothic‑Charakter subtil akzentuieren, ohne die metallische Schlagkraft zu mindern. Das Gitarrensolo schwebt elegant über den Harmonien, legt eine sanfte Moll‑Kadenz frei und führt schließlich zurück in einen Refrain, der lange im Gedächtnis bleibt.
Die düster‑romantische Ader erreicht in „Vampires“ einen ersten Höhepunkt. Mid‑Tempo, wabernde Synth‑Pads, ein stoisch pochender Bass und Gitarren, die mit Delay‑ und Chorus‑Effekten ein kaltes Mondlicht heraufbeschwören – hier verschmelzen Gothic‑Kühle und Progressive‑Detailverliebtheit zu einem hypnotischen Erlebnis. Die Strophen lassen Carmen Costantino bewusst Raum; ihre Phrasierung tänzelt über den Taktschwerpunkten, bis der Refrain explodiert und sich als veritabler Ohrwurm entpuppt. Dass die Band zwischendrin mit metrischen Verschiebungen kokettiert, zeigt, wie sicher sie ihr Handwerk beherrscht. Nichts wirkt willkürlich: Jeder Takt, jedes Fill, jeder Synth‑Akzent dient dem dramaturgischen Aufbau.
Songdynamik und erzählerische Tiefe
Tanzbarkeit und mystische Rätselhaftigkeit vereinen sich in „In My Mind“. Ein dezenter Blues‑Gestus im Riffing verleiht dem Song einen leichten Classic‑Rock‑Anstrich, während die Rhythmik mit synkopierten Akzenten für Clubs geeignet scheint. Hier zeigt sich die Wandlungsfähigkeit von Sliding Doörs: Sie können gleichzeitig eingängig und eigensinnig sein. Ein prägnanter Pre‑Chorus, der mit Halbton‑Sequenzen arbeitet, bereitet den Boden für einen Refrain, der trotz Radiotauglichkeit einen dunklen Glanz behält. Zudem brilliert Christian Russo mit einem Slide‑Guitar‑Intermezzo, das fast schon cineastische Qualität besitzt und sich perfekt in die Songdramaturgie einfügt.
Das Finale „My Dear Death“ beginnt mit ätherischen Synthesizer‑Schleiern, deren Glocken‑ähnliche Obertöne von einer dezenten Percussion begleitet werden – fast wie ein unheilvolles Glockenspiel in slow‑motion. Danach baut die Band Schicht für Schicht ein massives, Gothic‑getränktes Wall‑of‑Sound‑Gebilde, das sich in hymnischen Refrains entlädt. Beeindruckend ist hierbei die Balance zwischen orchestraler Breite und instrumentaler Kontur: Trotz dichter Texturen bleiben Kick‑Drum‑Schläge, Bass‑Slides und Gitarren‑Staccati klar voneinander getrennt. Produzentisch ist das nicht trivial – hier zahlt sich das erfahrene Team hinter den Reglern hörbar aus.
Die Single Whisper – Ein lautes Powerbrett:
Ein fantastisches Brett, das außerhalb der EP veröffentlicht wurde, ist die Single „Whisper“ bei welcher Sliding Doörs neben dem gewohnt fantastischen Musikvideo einen progressiv anmutenden Metaltrack präsentieren, der entgegen seines Titels alles anderes als ein laues Flüstern im Wind ist, sondern ein epischer Sturm aus Heavy Metal mit Gothic Einflüssen. Hier geht die Band erneut auf’s ganze und liefert ein progressives Brett, dass nicht nur durch Arp-lastige Gitarren im verschnörkelten Rhythmus besticht, sondern auch mit seinem überzeugt. Eins drauf setzt dann noch das epische Solo der Leadgitarre, das unter die Haut geht und erneut ein MUSS für Fans des epischen female Fronted Heavy Metal der modernen Zeit ist.
Produktion, Sounddesign und Kollaborationen
Selten klingt ein Debüt so ausgewogen: Die Gitarren von Christian Russo besitzen jene körnige Aggression, die man von amerikanisch geprägtem Heavy Metal kennt, zugleich aber genug seidige Höhen, um Raum für Carmen Costantinos Stimme zu lassen. Apropos Stimme: Ihre Gesangsspur wurde mit bemerkenswerter Sorgfalt gemischt – leichte Plate‑Reverbs verleihen Größe, ohne Sprachverständlichkeit zu opfern. Die Entscheidung, die Vocals nicht mit übermäßigem Hall zu ertränken, zahlt sich aus; gerade die leisen Passagen wirken dadurch intim und unmittelbar.
John Macalusos Schlagzeug nimmt eine zentrale Rolle im Stereofeld ein. Die Toms rollen mit punchigem Attack durchs Panorama, während die Snare knackig und dennoch warm klingt. Hi‑Hat‑ und Ride‑Spuren schimmern, ohne zu zischeln, was auf hochwertige Mikrofonierung und akribische Nachbearbeitung hinweist. Billy Sheehans Bass ist präsent, jedoch nie aufdringlich: Er kleidet die Gitarren in ein Fundament aus satten unteren Mitten und setzt punktuelle Oberton‑Glanzlichter, wenn es das Arrangement verlangt.
Sounddesign bedeutet bei Sliding Doörs nicht, jede Lücke mit Synth‑Bombast zuzuschütten, sondern bewusste Akzente zu setzen: Ein rückwärts abgespieltes Becken im Intro hier, ein subtiler Choir‑Patch im Refrain dort. All diese Nuancen machen „In The Darkness“ zu einem Album, das bei wiederholtem Hören wächst und neue Details offenbart.

Die Kollaboration mit Patrick Ullaeus auf visueller Ebene ergänzt das Gesamtpaket perfekt. Die Bilderwelt seiner Clips fängt die Dualität der Musik – Härte und Verletzlichkeit, Dunkelheit und Licht – mit beeindruckender Präzision ein. Dass die Videos zu „I Believed“ und „In The Darkness“ innerhalb weniger Monate zusammen über 800 000 Views generierten, überrascht kaum: Hier treffen künstlerische Integrität und mediale Zugkraft aufeinander.
Mit „In The Darkness“ liefern Sliding Doörs ein Debüt ab, das gleichermaßen kompromisslos wie zugänglich ist. Die fünf Tracks demonstrieren ein herausragendes Gespür für Songdramaturgie, melodische Raffinesse und stilistische Balance. Christian Russo legt Gitarrenarrangements vor, die an klassischen Heavy Metal erinnern und doch modern klingen; Carmen Costantino verleiht jedem Ton emotionale Tiefe, ohne in Pathos zu ertrinken. Die Rhythmusgruppe agiert druckvoll und dynamisch, während dezente Keyboard‑Tupfer die gothische Aura akzentuieren.
Das fantastische Sounddesign – klar, differenziert und dennoch organisch – macht jedes Hören zu einem Erlebnis. Jeder Song besitzt einen eigenen Charakter und bleibt doch Teil eines homogenen Ganzen. „I Believed“ überzeugt durch unbändige Kraft und hymnische Melodik, „In The Darkness“ fasziniert mit dramaturgischer Dichte, „Vampires“ verströmt bittersüße Dunkelromantik, „In My Mind“ lässt die Tanzflächen pulsieren, und „My Dear Death“ beschließt das Werk mit epischer Größe.
Gegenwärtig arbeitet die Band an ihrem neuen Album, dieses wird performances von Billy Sheehan und Ray Luzifer beinhalten.
Unsere Wertung:
9 von 10 Metalhands!
Unser Fazit:
Sliding Doörs betreten mit ihrem Erstling selbstbewusst die internationale Bühne und beweisen, dass moderner Heavy Metal mit weiblichem Gesang und Gothic‑Anstrich noch lange nicht auserzählt ist. Wer sich nach authentischer Leidenschaft, detailverliebten Kompositionen und einem erstklassigen Klangbild sehnt, wird in „In The Darkness“ einen neuen Favoriten finden – und dürfte gespannt sein, welche Türen dieses vielversprechende Duo in Zukunft noch aufstößt.
Mehr zu Sliding Doörs im Netz:
Sliding Doörs – Die offizielle Webseite:
https://slidingdoorsband.com/
Sliding Doörs bei Instagram:
https://www.instagram.com/sliding.doors1/
Sliding Doörs bei Spotify anhören:
https://open.spotify.com/album/02QRWUrQPXbSnVjhxE1IvD