Distorta aus Ballarat, Victoria, gehören zu jener Sorte Metalbands, die sich ihren Ruf nicht durch reines Geballer, sondern durch präzises Handwerk und musikalische Vision erarbeiten. Mit ihrer neuen EP Deadman beweisen sie eindrucksvoll, dass Groove, Härte und Komplexität keine Gegensätze sein müssen, sondern sich zu einer druckvollen, durchdachten Einheit verbinden lassen.
Wenn Präzision auf Leidenschaft trifft
Der Opener „When the War Is Over“ grooved mächtig im gedrosselten Tempo und setzt sofort ein Zeichen. Die Double-Bass-Drums pulsieren mit satter Wucht, während ein Arpeggio aus Gitarrenriffs und Bassläufen die Bühne für die Fingerfertigkeit der Saitenfraktion bereitet. Der Frontmann liefert Gänsehaut-Shouts ab, die an eine explosive Mischung aus Max Cavalera und Wayne Static erinnern – roh, wütend und dennoch kontrolliert. Der simple, aber prägnante Refrain macht den Song zum echten Ohrwurm, während komplexe Drumpatterns und leidenschaftliche Gitarrensoli das Klangbild veredeln. Hier stimmt einfach alles – Technik, Gefühl und Energie verschmelzen zu einem packenden Auftakt.
„Reaper“ – die dunkle Hymne
Mit „Reaper“ steigert die Band die Intensität weiter. Der Song ist ein brachiales Groove-Death-Metal-Brett, das thematisch von Verzweiflung und unausweichlichem Schicksal erzählt. Musikalisch trifft hier alles aufeinander: ein homogenes Zusammenspiel von Gitarren und Bass, angetrieben von präzisen Doublebass-Drums und hymnischem Gesang, der gekonnt zwischen Klargesang und gutturaler Wucht wechselt. Der Track entfesselt eine unaufhaltsame Energie – Headbang-Orgien sind hier garantiert.
Titeltrack mit konzeptioneller Stärke
Der Titeltrack „Deadman“ steht den vorangegangenen Songs in nichts nach. Hier trifft lyrisches Kalkül auf sägende Riffs, massives Drumming und ein Arrangement, das trotz seiner Härte mit durchdachten Details glänzt. Progressive Einflüsse blitzen immer wieder auf, ohne das Fundament aus Death, Thrash und Groove zu verwässern. Das Resultat ist ein Song, der strukturell wie klanglich überzeugt – aggressiv, aber nicht chaotisch, eingängig, aber nie platt. So muss moderner Groove Metal mit extremer Schlagseite klingen.
Düstere Melodik trifft metallische Präzision
Mit „Longway“ präsentieren Distorta eine melodisch düstere Seite. Der Vers rast in unnachgiebiger Geschwindigkeit dahin, getrieben von brachialer Rhythmik, während der Refrain hymnisch und gezügelt daherkommt. Typisch für die Band ist die Verbindung aus finsterer Atmosphäre, klaren Chören und bissigen Shouts – eine Kombination, die zwischen Aggression und Melodie eine beeindruckende Balance findet.
Ein episches Finale mit „Deafening Sins“
Zum Abschluss zieht Distorta mit „Deafening Sins“ noch einmal alle Register. Der im mittleren Tempo gehaltene Song arbeitet mit einem „Metal-Tango“-ähnlichen Drumbeat, der sofort auffällt. Trotz seiner relativen Sanftheit im Vergleich zu den vorigen Tracks verliert er keine Wucht. Der Song bleibt im Ohr, baut Atmosphäre auf und beendet die EP mit einem nachhaltigen Nachhall. Ein starkes Finale, das beweist, dass die Band auch Dynamik und Zurückhaltung meisterhaft beherrscht.
Unsere Wertung:
9 von 10 Metalhands
Unser Fazit:
Mit Deadman legen Distorta eine EP vor, die gleichermaßen roh und durchdacht wirkt. Präzise Gitarrenarbeit, technisch anspruchsvolles Drumming und facettenreicher Gesang ergeben ein kraftvolles Gesamtbild. Die Band versteht es, ihre Songs dramaturgisch zu formen – jedes Detail sitzt, jede Passage hat ihren Platz. Für eine Eigenproduktion ist der Sound bemerkenswert differenziert und druckvoll.
Distorta beweisen mit Deadman, dass Groove Metal 2024 alles andere als ausgelutscht ist – wenn er mit Verstand, Leidenschaft und technischer Exzellenz gespielt wird. Eine Veröffentlichung, die Respekt abverlangt und Lust auf mehr macht.
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