Aus den Schatten Londons erhebt sich Helzver – das düstere Solo-Projekt von Georgi Georgiev – mit seinem ersten vollwertigen Album „Kvlt Is Still Alive“. Was hier aus den Boxen bricht, ist weit mehr als bloßer Lärm: Es ist ein beschwörender Akt musikalischer Zerstörung, geboren aus jahrzehntelanger Tradition und getragen von individueller Vision. Helzver versammelt auf seinem Debüt zehn Tracks voller unheilschwangerer Atmosphäre, unbändiger Aggression und spiritueller Tiefe.
Das Erbe der schwarzen Künste
Schon mit dem Auftakt „Batak“ wird deutlich, dass Georgiev nicht auf halbe Maßnahmen setzt. Was wie ein dunkles Echo aus historischen Wunden Bulgariens klingt, entpuppt sich als rasendes Inferno, das sich mit schneidenden Riffs und ritueller Wucht tief in das Gehör gräbt. Die Einflüsse des norwegischen Second-Wave-Black-Metal sind unverkennbar, aber Helzver geht deutlich weiter. Die Struktur der Songs zeigt ein hohes Maß an kompositorischem Feingefühl: Wechsel zwischen Blastbeats, doomigen Momenten und melodischer Akzentuierung sorgen für eine permanente Spannung.
Ein Klang, der sich nicht beugt
Die Produktion des Albums ist roh, direkt und absolut kompromisslos. Es ist ein Klangbild, das den Dreck nicht abschütteln will, sondern ihn zelebriert. Besonders in Stücken wie „Mother of Scars“ oder „Ashes of the Creed“ offenbart sich die Intensität des Gesamtwerks: Hier regieren klirrende Gitarren und eine alles zerschneidende Stimme, die sich irgendwo zwischen grollendem Growl und kreischendem Verzweiflungsschrei bewegt. Georgievs Stimme wirkt nie gekünstelt, sondern wie ein organischer Teil der Songs – aus Schmerz geboren, aus Wut geformt.
Geistige Unruhe und erzählerischer Furor
Die Texte auf „Kvlt Is Still Alive“ sind keine bloßen Worthülsen, sondern manifestieren einen Kampf: gegen Dogmen, gegen Selbstaufgabe, gegen das Vergessen. In „In Nomine Carnis“ etwa wird in lateinischer Anrufung das Fleisch selbst zum Tempel – verdorben und doch heilig. „Burn the Virgin“ entzieht sich jeder moralischen Lesart und offenbart sich als nihilistisches Ritual, in dem Reinheit als Illusion zerschlagen wird. Dabei bleibt Helzver stets kryptisch genug, um Projektionen zuzulassen, aber klar genug, um seine Absicht zu vermitteln: Rebellion, Reinwaschung durch Feuer, Andacht durch Klang.
Ein Album wie ein Mahlstrom
Besonders eindrucksvoll ist der Spannungsbogen des Albums. Tracks wie „The God Unborn“ oder „Feed My Demons“ brechen mit der klassischen Raserei und offenbaren eine fast hymnische Tiefe. Es sind diese Passagen, in denen sich Helzver nicht nur als Komponist von Extremklang, sondern als Erzähler mit Gespür für Dramaturgie zeigt. Wenn „The King We Dare Not Name“ schließlich den Schlussakkord setzt, ist es keine bloße Verabschiedung, sondern ein letzter, drohender Blick in einen Abgrund, den dieses Album konsequent heraufbeschworen hat.
Unsere Wertung:
9 von 10 Metalhands
Der Kult lebt – und er brennt heller denn je
Mit „Kvlt Is Still Alive“ ist Helzver ein Einstand gelungen, der weder anbiedert noch mit Erwartungen spielt – sondern sie überrennt. Die Mischung aus Black Metal, Death Metal, spiritueller Aufladung und musikalischer Handwerkskunst sorgt dafür, dass dieses Album nicht nur unter Kennern Beachtung finden wird. Es ist wild, aufrichtig und furchtlos. Und es ist ein klares Zeichen dafür, dass der wahre Kult nicht nur lebt – er spricht mit neuer Stimme, geformt aus alter Glut.
Mehr zu Helzver im Netz:
Helzver Linksammlung:
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Helzver bei Bandcamp:
https://helzver.bandcamp.com/
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