Speed Limit beschleunigt weiter: Vier Jahrzehnte im Überholgang der Heavy Metal-Szene – Ein ausführliches Interview mit Gitarrist Joe Eder (Videoplaylist)

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Speed Limit, ein Schwergewicht des österreichischen Heavy Metals, feiert das vierzigjährige Bestehen einer beeindruckenden Karriere. Ihren Anfang nahm die Erfolgsgeschichte mit der Veröffentlichung des bahnbrechenden Albums „Unchained“, das neue Maßstäbe auf dem österreichischen Rockmarkt setzte. Später folgte das legendäre „Prophecy“, das die künstlerische Bandbreite der Band weiter zementierte. Trotz einiger Pausen und Herausforderungen hat die Band kontinuierlich Musik produziert. Hits wie „Lady“ und „Head Over Heels“ sind mittlerweile als Klassiker des österreichischen Metals anerkannt. Zum Jubiläum sprachen wir mit Gitarrist Joe Eder, der einige exklusive Einblicke in die Geschichte und Zukunft der Band gab. Feiert mit uns vier Jahrzehnte Speed Limit – ein wahres Vermächtnis des klassischen Heavy Metals aus Österreich.

So Motiviert wie eh und je! Metalcrusaders seit 40 Jahren und kein Ende in sicht: Speed Limit

Hi Joe, könntest du uns einen Einblick in die Anfänge von Speed Limit geben und wie sich die Band im Laufe der Jahre entwickelt hat? Ihr seid ja gerade hochmotiviert. Zunächst erschien das lange verschollen geglaubte Album „The Broken Record“ über zwei Dekaden nach seiner Fertigstellung, das erste Mal offiziell. Direkt eine Woche später bringt ihr schon die „New Horizon EP“ heraus. Erlebt Speed Limit gerade einen hohen kreativen Flug?

Hallo Kalle! Erstmal danke für die Einladung zum Interview bei Metal FM! Es ist in der Tat so, dass wir im letzten Jahr wieder viel erleben dürfen, was wohl auch an der guten Arbeit unseres neuen Label NRT liegt. Wir waren aber im Grunde immer eine Band, die gerne kontinuierlich geschaffen hat und etwas weiterbringen wollte. Vielleicht liegt es auch an dem seit einigen Jahren stabilen Lineup mit dem singenden Drummer Hannes Vordermayer.

Wir hatten ja auch seit unserer Reunion 2008 vor allem durch Sängerwechsel bedingte Zwangspausen. Also kurz zusammengefasst besteht Speed Limit seit 1984, konnte 1986 mit der Debut-LP „Unchained“ überregional punkten, erregte mit der Mini-LP „Prophecy“ 1988 inkl. Single und Video „Lady“ erstmals auch internationales Aufsehen. Das Musikmachen war natürlich gerade im Hard & Heavy Genre in den 80er Jahren für viele heute unvorstellbar aufregend und neu. Da hat sich schon vieles geändert. Alleine in Sachen Kommunikation mit der Szene und das Konzerterleben ohne Internet, Social Media, Spotify und Co, Youtube etc.

Die legendäre EP „Prophecy“ Schaut die Videos und hört die Songs KOSTENLOS an!

Sehr viel Pioniergeist, Engagement und persönlicher Einsatz war notwendig. Trotzdem sind wir im hier und jetzt gut angekommen und aufgehoben. 1992 folgte dann nach Labelwechsel ein Sprung nach Deutschland und das erstmals als CD erscheinende Album „Perfect Inspiration“ mit schönen Erinnerungen an Live Gigs und Tourneen u.a. mit Uriah Heep, Nazareth, Girlschool und Festivals oder auch Fernsehhauftritten. Mitte der 90er Jahre schlitterte ja fast die gesamte „Classic-Metal“ Szene ins „grunge/alternativbedingte“ Trudeln und auch Speed Limit hörte 1994 auf zu existieren.

2008 erhörte dann quasi die 1989 Besetzung die nicht verstummen wollenden Rufe nach einer Reunion, was Speed Limit sofort wieder auf das Live-Karussell u.a. mit Nazareth, Uriah Heep oder auch Manfred Mann`s Earthband katapultierte bevor man mit „Moneyshot“ 2010 ein erfolgreiches Comebackalbum abliefern konnte. Die Bühnen teilten wir darauhin u.a. mit Bonfire, Pink Cream 69, Pretty Maids, Shakra, den damals noch blutjungen Kissin Dynamite, China oder auch Axxis. 2017 erschien dann das „Anywhere We Dare“ Album bevor wir uns alle wieder auf die Corona-Zwangspause einstellen mussten.

Ihr zelebriert in diesem Jahr euer vierzigstes Jubiläum, das mit dem Heavy Metal Debüt „Unchained“ begann und mit dem Durchstarter „Prophecy“ an Fahrt gewann, und gipfelt nun, wie wir gehört haben, in nicht allzu ferner Zukunft in einer Überraschung. Möchtest du sie unseren Lesern verraten?

Naja, Überraschung ists wohl nicht mehr, aber es war schon aufregend in die Songs, reinzuhören, die wir 1990 für ein Album aufnahmen, welches nie herausgebracht wurde und jetzt unter dem Namen „The Broken Album – Chorus Sound Tapes 1990“ herausgebracht wird. Vor allem in der hervorragenden Qualität, die nach Auffinden der Original Mastertapes offengelegt wurde. Es geistern ja irgendwelche Bootleg-Aufnahmen teils mit zweifelhaften Masteringversuchen im WWW bzw. Youtube herum. Jedenfalls kling das Album, welches jetzt über NRT Records erscheint absolut frisch, unglaublich zeitgemäß und doch nostalgisch aufregend.

Ein richtig einzigartiges Konzert anlässlich des 40 Jahre Bestehens planen wir auch wieder am 3. Oktober 2024 (Tag der deutschen Einheit) im Salzburger Rockhouse. Sehr freuen wir uns schon auf unseren Gig am 3. Mai in Graz (im Club Explosiv zusammen mit Badhoven) vor allem auch, weil an diesem Tag unsere „New Horizon“ EP erscheint und zudem unser langjähriger Chef-Roadie Roly „The Hero“ Steindl Geburtstag feiert.

Wie haben die verschiedenen Bandmitgliederwechsel die Musik und die Dynamik innerhalb der Band beeinflusst?

Das große Glück bei Speed Limit besteht darin, dass der musikalisch kreative Core – also die 3 Songwriter und Main Character – seit 1989 zusammenarbeiten und die künstlerische Ausrichtung immer bestimmt haben, wenn man so will.

Ich will hier nicht die Rolle der beteiligten Sänger und Drummer – in Anfangszeiten auch noch Gitarristen schmälern – die jeweils einen maßgeblichen Stempel hinterließen, aber am Songwriting minimal beteiligt waren.

Natürlich bringt jedes Mitglied seine Würze in den Familienkuchen und teilt und verarbeitet Freude und Leid, Glücksmomente und Erfolge anders. Umso mehr macht mich die derzeit auch menschlich prima harmonisierende Besetzung und die Ergebnisse dieser Arbeit glücklich.

Gibt es spezifische Ereignisse oder Phasen in der Geschichte der Band, die du als Wendepunkte betrachtest?

Ich kann mit dem Begriff Wendepunkt in diesem Zusammenhang wenig anfangen, zumal ich denke, dass Speed Limit seine grundsätzlichen Werte und musikalische Ausrichtung seit den Anfangstagen nur wenig verlassen hat. Natürlich hat die eine oder andere „Kollision“ die Laufbahn des Planeten am Hardrock-Himmel beeinflusst. Klar waren zum einen der Erfolg von „Unchained“ wohl der Grund den Motor richtig anzufeuern, das weltweite Airplay von „Lady“ auch unbestreitbar richtungweisend. Leider hat sich die generelle musikalische Entwicklung Mitte der 1990er Jahre mit hartem Gegenwind der gesamten Hardrock- und Metal-Bewegung gegenüber negativ ausgewirkt, aber dafür auch die kräftige Brise der Reunion die Knotenzahl der Speed Limit Kreuzfahrt deutlich erhöhen können.

Mit diesem Album hat alles angefangen. Hört die Songs und schaut das Video zu „Burning Steel“ vom Album Unchained

Welche Rolle spielte die Fusion der Bands Ampere und Speed Limit bei der Gründung, und welche Spuren dieser Anfänge findet man heute noch in eurer Musik?

Dazu kann ich als Nicht-Beteiligter keine wirklich gültige Antwort geben. Soweit ich das einschätzen kann, war es eigentlich eine glückliche Fügung, dass die kreativen Kräfte von Ampere mit meinem „guitarbrother in arms“ Chris Angerer, Gitarrist Jocky Brunner aber auch Sänger Hans Hutmann mit unserem Gründungsvater von Speed Limit und Bassist Chris Pawlak zusammengefunden haben. Diese Achse besteht ja bis heute und gab wohl die erste Richtung der sich entwickelnden Speed Limit DNA vor.

Könntest du einige der größten Herausforderungen beschreiben, denen sich Speed Limit gegenübergestanden hat, und wie ihr diese gemeistert habt?

Hier spielen sicher die bereits angesprochenen Sängerwechsel eine große Rolle. Klar ist, dass bei der sehr melodischen Ausprägung und Raffinesse der Songs von Speed Limit, die Ansprüche an die Sänger sehr hoch angesetzt sind. Dass wir es als Band immer wieder geschafft haben, hier großartige Stimmen zu finden und die teilweise langen Durststrecken dazwischen zu überstehen, ist wohl durch aus auch der Qualität eben dieser Speed Limit DNA anzurechnen. Ich möchte in diesem Zusammenhang aus ganzem Herzen ein Riesendankeschön an alle bei Speed Limit beteiligten Sänger schicken, seien die Gründe der jeweiligen Beendigung dieser fruchtvollen Kooperationen auch noch so verschieden. Wir haben gemeinsam Großartiges geschaffen.

Die Band hat einige schwierige Zeiten durchgemacht, darunter auch eine längere Pause. Was hat euch motiviert, wieder zusammenzukommen und die Musik fortzusetzen?

Es muss sich wohl auch etwas Metaphysisches zugetragen haben, dass diese Band nicht zur Ruhe gekommen ist. Jedes Mitglied war in seinem Umfeld immer wieder mit Nachfragen zu einer möglichen Reunion konfrontiert worden. Es gab eigentlich keinen konkreten Grund dafür, aber eines Tages im Spätsommer 2007 trafen sich Chris Pawlak, Chris Angerer, Steven Hogger und ich zu einem gemütlichen Essen, um hier eventuelle Möglichkeinen einer erneuten Zusammenarbeit auszuloten. Im Grunde hatten wir keine großen Erwartungshaltungen und trafen uns zu einer unverbindlichen Session zusammen mit meinem Freund und Schlagzeuger Wolf Krug. Was sich aber in diesem Raum entwickelte war pure Energie und jedem war plötzlich sonnenklar – hier muss Weiteres geschehen.

Wir vereinbarten vorerst Stillschweigen darüber und begannen noch in der nächsten Woche neue Songs zu schreiben und auszuarbeiten. Ich glaube, der erste neue Song war „Lost & Found“, der dann auch den Weg auf das „Moneyshot“ Album schaffte. Aber wir wurden wohl geleakt, jedenfalls trudelte kaum 2 Wochen danach die erste Anfrage eines lokalen Veranstalters ins Haus, ob wir als Speed Limit nicht für Nazareth als Support zur Verfügung stünden – dieses Konzert fand am 12. April 2008 im Salzburger Grußwerk vor rund 2500 Rockfans statt, wobei auch an der Publikumsreaktion sonnenklar war, dass wohl nicht wenige wegen der Speed Limit Reunion den Weg dorthin fanden. Übrigens gibt´s auf Youtube auch Clips und Footage dieses Ereignisses zu finden. Lange Rede kurzer Sinn – dieses Konzert kann wohl auch als weitere Initialzündung für den Erfolg dieses Comebacks verbucht werden.

Wie geht ihr mit internen Konflikten um, und welche Mechanismen habt ihr entwickelt, um die kreative Zusammenarbeit zu fördern?

Keine Ahnung! Ich sag einfach wie es lang geht, und der Rest hat zu folgen. Wir sind schließlich eine demokratische Band. Nein im Ernst, wir funktionieren schon so lange, dass wir uns darüber keine Gedanken machen. Es geht wohl um einen respektvollen Umgang miteinander, obwohl hier schon auch mal laute Worte fallen. Aber, wir wissen alle, dass diese nur davon getrieben sind, um das beste aus uns heraus zu holen, deshalb gehen wir mittlerweile im Anschluss daran wieder als die besten Freunde aus dem Probe-Studio. In jungen Jahren haben wir einfach dem anderen die Freundin ausgespannt.

Welche Alben oder Songs betrachtest du als die erfolgreichsten in der Geschichte von Speed Limit und warum?

Das aktuelle Album und seine Videos in einer Playlist – Hier kostenlos anhören

Oh Mann! Ich könnte jetzt Zahlen herauskramen, will ich aber nicht und jeder hat hier sicher auch andere Favoriten. Wenn du unserer Setlist ansiehst, hat wohl das das Publikum entschieden, schließlich gibt es auch Songs, die lange nicht auf Alben erschienen sind und trotzdem immer schon dabei waren. zB.: „Head Over Heels“, „Fly With The Eagle“ und natürlich „Lady“ und vielleicht auch „Dead Eyes“ sind hier anzuführen. Seit dem „Cut A Long Story Short“ Album werden wohl auch „Shine Brighter Than The Sun“, „New Horizon“ und „Hit The Wall“ dazu zu zählen sein.

Ihr habt einige Konzerte gespielt, darunter mit Acts wie U.D.O., Chroming Rose oder auch der Manfred Mann’s Earth Band. Kannst du kurz aus dem Nähkästchen plaudern? Wie erlebst du die Konzerte von Speed Limit, und was erwartet das Publikum?

Wir als Band waren schon immer mehr als die schnöde Addition der einzelnen Zutaten, vor allem live. Über die Jahre hat sich einfach auch ein gewisses Gefühl über Abläufe, Spannungsbögen, Dramaturgie, Dynamik und die richtige Ansage zum richtigen Zeitpunkt herausgebildet. Wichtig ist für uns immer schon auch das Publikum mit einzubeziehen und ein unverzichtbarer Teil der guten Stimmung werden zu lassen. Ich glaube auch, dass man nicht daran vorbeikommt, uns anzusehen, dass uns live spielen einfach verdammt nochmal Spass macht.

„New Horizon“ wird sowohl rein als Audiomaterial als auch als Videoplaylist erscheinen. Gerade in der heutigen Zeit sind Musikvideos ja Usus. Sind die Konzertmitschnitte vielleicht ein Vorbote zu einem Live-Album?

Wir haben diesmal auch eine Live-Version von „New Horizon“ von unserem CD-Release-Bash im Juni 2023 im Salzburger Rockhouse in Audio und Video mit drauf gepackt. Und: Ja, dieses Konzert wird es wohl in absehbarer Zeit als Live Album und höchst wahrscheinlich als Konzertfilmchen zu bewundern geben. Weiters gibt es noch die Klassiker „Lady“ und „Dead Eyes“ als Livevideo und Audio von einem Konzert in Seeham im Sommer 2019, das eigentlich auf der berühmten Seebühne angesetzt war, dann aber aufgrund von Schlechtwetter indoor stattfand. Das war ein ganz besonderer Abend! Zum einen hatte unser 5. Mitglied Christoph „Stoffi“ Reisenberger – unser Lichtzauberer und Bühnendesigner – Geburtstag und lud anschließend zur Geburtstagssause und andererseits war das in einer kurzen Pause der pandemiebedingten Live-Konzertsperre. Also, ein einzigartiger Event, von dem übrigens auch die Liveversionen stammen, welche als Bonustracks auf dem „Cut A Long Story Short“ Album zu finden sind.

1990 sah es ja eigentlich rosig aus. Europaweite Konzerte, Fernsehauftritte, Festivalauftritte und eine Auszeichnung, die einem Ritterschlag gleichkommt, wo ihr von Gene Simmons und Bruce Dickinson zum besten österreichischen Metal-Act gekürt wurdet. Und dennoch brach die Erfolgsformation auseinander – Warum?

Selbstredend war es damals die allergrößte Ehre im Rennbahn Express – dem wichtigsten österreichischen Jugedmagazin – den Poll zu den aktuellen Alben der Hard & Heavy Fraktion Österreichs zu gewinnen. Vor allem bei der Jury.

Ich sehe diese Umbesetzung aber rückblickend nicht so dramatisch. Dass Steven Hogger im Anschluss an die Aufnahmen des nie veröffentlichten Albums ausstieg, ist sicher eine Tragik der damaligen Entwicklungen, hat uns aber auch an neue Ufer – im konkreten Fall des Chiemsees – gespühlt.

Wir haben ja mit Andy Rethmeier an den Drums weitergemacht und mit Chris T. Ebert einen großartigen Sänger integrieren können, der leider krankheitsbedingt sein volles Potential auf dem „Perfect Inspiration“ Album nicht entfalten hat können. Aber Studiozeit und Co-Produzent aus Los Angeles Peter W. Kevin, der übrigens auch für „Prophecy“ verantwortlich zeichnet, waren eben gebucht und somit ein Auskurieren oder Verschieben nicht möglich.

Wie fühlt es sich an, nach all den Jahren immer noch relevante Chartplatzierungen zu erreichen, und welche Bedeutung messen Speed Limit diesen Erfolgen bei?

Es ist für uns schwer zu verstehen und auch nicht allumfassend nachzuvollziehen, wie derartige Platzierungen entstehen. Aber sei es drum: Platz 3 zum Jahresschluss für „Shine Brighter Than The Sun“ und vorher Platz 6 für „Hit The Wall“ beides bei den offiziellen German Metal Rock Charts macht schon Laune. Und wir sind schon gespannt, wohin es die 3. Single „New Horizon“ verschlägt – wahrscheinlich das größte Hitpotenzial unserer Singles.

Joe, könntest du den kreativen Prozess hinter einem Album wie „Cut A Long Story Short“ beschreiben? Wie beginnt die Arbeit an neuen Songs, und wie entscheidet ihr, was letztendlich auf das Album kommt?

Wir glauben stark an die Inspiration und die kommt bekanntlich nicht immer dann, wenn man sie unbedingt erzwingen will. So sammeln wir eigentlich ständig Ideen und jeder einzelne probiert dann, diese möglichst praktikabel festzuhalten. Ich spiele bzw. singe mir die spontanen Fragmente meist ins Mobiltelefon und arbeite sie später in meinem Projektstudio aus.

Mein Gitarrenkollege Chris Angerer und ich bringen meist fertige Ideen inklusive Text ins Spiel, mit Bassist Chris Pawlak feile ich an seinen Ideen und steuere Texte bei. Hannes Vordermayer (Leadsänger und Drummer) ist ein sehr musikalisch denkender Schlagzeuger, durch dessen Input Songs enorme Energie gewinnen.

Im Anschluss wird das Erdachte aber von der gesamten Band durch den Arrangement-Fleischwolf gedreht, muss die bandinterne Qualitätskontrolle überstehen und wird – nach Erarbeitung der Leadvocal Melodien und der für uns wichtigen Chorstimmen – zum Speed Limit Trademark Song. Gut ist für uns was aufregend ist – Füller gibt es auf unseren Alben nicht.

Wir werden übrigens immer alle geleichberechtigt als Komponist unserer Songs angeführt – im CD-Booklet kann mal allerdings auch immer nachlesen, wer für den jeweiligen Song die Grundidee lieferte.

Euer Label meint, es sei genau das richtige Album zur richtigen Zeit. Ein Werk voller positiver Energie, das die Menschen ihre Sorgen vergessen lässt und sich dem immer rauer werdenden Ton in der Gesellschaft trotzig entgegenstellt. Wie seht ihr das?

Wir werden mit unserer Musik und den Texten nicht die Welt verändern und halten es da eher mit Bob Marley: One good thing about music, when it hits you, you feel no pain. Unsere Songs schreiben wir über Dinge, die eben in unserem Leben passieren, passiert sind oder uns gerade bewegen. Keinesfalls haben wir eine vorab ausgemachte Stoßrichtung oder gar politisch motivierte Tendenz. Das kann einmal Wut, einmal Liebe, nicht erloschene Erinnerung oder Blödsinn sein. Oftmals lassen wir aber bewusst auch mehrere Interpretationen zu und nötigen die werte Zuhörerschaft zum Grübeln.

Jedes Album von Speed Limit zeigt die Band von einer neuen Seite. Ist dies ein bewusster Prozess der Neuerfindung oder eher eine natürliche Evolution?

Die Welt dreht sich ja weiter und wir entwickeln ja auch uns als Person weiter. Jeder von uns strebt ja wohl danach, ein besseres selbst werden. Da ist nicht viel bewusste Steuerung dabei. Ich denke, das spiegelt sich auch in der Entwicklung unserer Musik wider.

Es bewegen einen 24-jährigen sehr sicher auch andere Themen als Männer mit gereifteren 50 und natürlich alles dazwischen. Unbewusst nimmt man wohl auch musikalische Entwicklungen mit und hier fließen dann Elemente ein. Aber grundsätzlich machen wir stilistisch einfach die Musik, die wir im Hard & Heavy Bereich gerne hören wollen, und die ist im Falle von Speed Limit einfach breit gefächert. Und gerade auch retrospektiv kann man bei „The Broken Album“ ja auch nachvollziehen, dass selbst vor 35 Jahren eine gewisse stilistische Vielfalt gegeben war.

Wie beeinflussen die aktuellen musikalischen Trends und Entwicklungen eure Songwriting-Prozesse?

Wie gesagt, ich denke vernachlässigbar wenig. Aber wir denken darüber auch nicht nach. Jedenfalls kommt bei Speed Limit keiner daher und sagt „Machen wir doch mal was Moderneres!“

Mit der Single „New Horizon“ thematisiert ihr persönliche und kollektive Weiterentwicklung. Was inspiriert euch zu solchen Themen, und wie wählt ihr sie aus?

Es kommt ja immer mal vor, dass es in gewissen Lebenssituationen wichtig ist, Dinge hinter sich zu lassen. Gerade, wenn man vielleicht durch eine schwierigere Phase musste. Man könnte hier genauso den derzeitigen Aufwind von Speed Limit hineindeuten: mit neuem Album, neuem unermüdlichem Labelpartner, verzogenen Wolken etc. Aber jeder, der mit Teilen seiner Vergangenheit abschließt und neue Wege sucht oder gefunden hat, wird sich hier wiederfinden. Wir leben einfach unsere Leben – je spannender wir diese gestalten können, desto aufregender sind auch die Themen, die in unsere Songs einfließen. Frei nach dem Motto: Wer nichts will, wird auch nichts kriegen.

Was können Fans von dem kommenden ersten Livealbum und dem dazugehörigen Konzertfilm erwarten?

Im Grunde ist alles im Kasten und wir sind schon in die Zielgerade der Produktion eingebogen. Jetzt gilt es vor allem, die richtige Form bzw. Format auszusuchen, um möglichst zielgenau bei den Fans anzukommen. Es handelt sich wie gesagt um das Konzert anlässlich unseres „CD-Release Bash“ am 17. Juni 2023 im Salzburger Rockhouse. Also eine gute Mischung an aktuellen Songs, Klassikern und all time Hits von Speed Limit.

Wer dabei war, hat den Vorteil zu wissen, was zu erwarten ist. Jedenfalls war es ein sehr gelungener Abend mit großartiger Stimmung und lustiger Interaktion von Bandmitgliedern untereinander aber auch mit dem Publikum. Die Videoumsetzung wird wohl neben der feinen lichttechnischen Konzeption unseres geschätzten „Stoffi“ Reisenberger auch die ungeschnittenen Ansagen beinhalten. Filmisch umgesetzt und geschnitten wurde das ganze von dem großartigen Walter „Woidl“ Fanninger, einem Filmemacher aus Hallein bei Salzburg, der stark im Wintersport/Acion- und Kulturbereich angehängt ist und der auch schon für die Umsetzung unseres „Hit The Wall“ Clips verantwortlich zeichnete.

Joe, nach einer langen Partnerschaft mit Pure Steel bzw. Pure Rock Records seid ihr zu NRT-Records gewechselt. Was hat zu diesem Wechsel geführt, und wie unterscheidet sich die Zusammenarbeit mit NRT-Records von früheren Erfahrungen?

Wir sind Pure Steel Records allen voran Stefan Riermaier und Andreas und Markus Lorenz sehr dankbar für die tolle Zusammenarbeit und vor allem das Vertrauen und die Tatsache, dass sie als traditionelles Metal-Label stark mitgeholfen haben, uns anlässlich unseres Comebacks ab 2009 wieder zurück auf die Weltkarte des Hard & Heavy Zirkus zu bringen. Unser Vertrag mit Pure-Steel ist aber Mitte 2023 ausgelaufen und so war es Zeit, sich nach neuen Partnern umzusehen, zumal wir ja mit „Cut A Long Story Short“ ein neues Album in der Pipeline hatten. Durch meinen langjährigen Freund Hannes Ritl, der hier eng mit NRT-Labelchef Philipp Gottfried zusammenarbeitet wurde der Kontakt geknüpft und wir fühlen uns hier gut aufgehoben, zumal im Hause NRT neben wirklichem persönlichen Engagement auch jede Menge Kompetenz im digitalen Distributionsbereich vorhanden ist, wobei das Label aber auch die Traditionen der Vermarktung berücksichtigt und beide Welten kombiniert.

Möchtest du unseren Lesern einen Einblick geben, wie die Arbeit mit einem Label wie NRT-Records aussieht und welche Unterstützung ihr für eure Projekte erhaltet?

Dazu kann ich nicht viel sagen, außer dass wir in einem sehr persönlichen Verhältnis teils fast täglich im Kontakt stehen, und die Zusammenarbeit wahrscheinlich auch derartig gut klappt, weil beide Partner in ihrer Arbeitsweise sehr zuverlässig und pünktlich abliefern, sich gegenseitig in Arbeitsprozessen unterstützen und wirklich viel am Erfolg und dem Erreichen von Zielen kompetent und ohne „Stechuhr-Mentalität“ arbeiten.

„The Broken Record“ enthält ja einige unbekannte Klassiker, die in der einen oder anderen Form auf späteren Alben von Speed Limit erschienen sind. Wieso habt ihr das Album nicht nochmal komplett neu aufgenommen?

Die Frage hat sich nie gestellt, weil wir – wie vorher schon erwähnt – einfach weitergearbeitet haben und deshalb sind eben auch neue Songs entstanden, die wir dann für das neue Album besser geeignet empfanden, unter anderem auch, weil sich der neue Mann am Mikro besser einbringen konnte.

Werden die unbekannteren Songs von „The Broken Record“ nun auch im Live-Programm zu erleben sein? Wenn ich mir Songs wie „Tellin‘ A Tale“ oder auch „After Midnight“ anhöre, könnten die live doch sicher ein Banger sein, oder?

Wir werden sehen. Fly with the Eagle, Head over Heels sind meistens dabei. After Midnight und Black Dessous hatten wir bei der Reunions-Tour 2008/2009 dabei. Telling a Tale wär wohl einen Versuch wert. Es gibt einfach in 40 Jahren zu viele Songs, die nachhaltig ins Live-Set passen würden oder auch regelmäßig gefordert werden.

Lesen der Metalszene die Leviten: Speed Limit

Welche Pläne hat Speed Limit für die nächsten Jahre, und gibt es neue musikalische Wege, die ihr erkunden möchtet?

Wir sammeln schon wieder Ideen für neues Material, also könnte es wohl auch mal wieder ein neues Album geben. Wir werden wohl ab Herbst auch wieder verstärkt live spielen. Alles andere wird sich weisen.

Was sind persönlich deine liebsten Momente oder Erfahrungen mit Speed Limit gewesen?

Unzählig viele. Aber vor allem Livegigs: das erste Mal Live mit Speed Limit als Support für U.D.O. wenige Wochen nach meinem Einstieg oder Wien Gasometer 2008 mit URIAH HEEP, 1991 als Headliner am Bozen Open Air, 1991 im Praterstadion in Wien (3 Tages Festival mit Simple Minds, Rod Steward und Gianna Nanini). 2013 mit Pretty Maids im Salzburger Rockhouse und eben die Live- Reunion am 12. April 2008 mit Nazareth im Gußwerk/Salzburg. Gerne erinnere ich mich auch an meine ersten Studio Aufnahmen im Wiener Chorus Sound Studio 1990 – mein ersten Speed Limit Solo auf After Midnight – jetzt zu hören auf „The Broken Record“.

Gibt es andere Künstler oder Bands, mit denen ihr in der Zukunft gerne zusammenarbeiten würdet?

Gerne auf Support Tour mit jedwelchen Genre-Größen oder ähnlich ausgerichteten Kollegen. Wir sind da offen für viele Schandtaten. Spezielle Namen hab ich nicht für dich.

Welche Fangruppe von welchen Metal- und Hard Rock Bands spricht Speed Limit eurer Meinung nach am ehesten an?

Für Schubladen seid Ihr zuständig. Wir machen einfach die Musik, die wir machen. Wüsste gar nicht wie aktuell die passenden Teil-Genre heißen: Melodic Hardrock, Classic Metal, Oldschool….. Früher gabs Hardrock und Metal – aber unter Metal verstand man wohl noch etwas anderes.

Welchen Rat würdest du jungen Musikern geben, die eine Karriere in der Metal- und Rockmusik anstreben?

Ich glaube, dass junge Musiker, die wirklich etwas erreichen wollen und auch den nötigen Einsatz entwickeln – genau wissen, was zu tun ist. Außerdem sprichst du mit jemanden der 40 Jahre Hard Rock n Roll am Buckel hat. Denke, da hat sich vieles und immer wieder geändert.

Joe, ich danke dir für das Interview. Freue mich auf „The Broken Record“ und die „New Horizon Video EP“. Die letzten Worte gehören dir!

Speed Limit möchte sich bei allen Metal FM Lesern, die unser Album “Cut A Long Story Short” bereits gekauft oder gestreamt haben, bedanken und wir freuen uns, wenn es gefällt. Weiter so! Vielleicht haben wir auch mit diesem Interview das Interesse an dieser Band geweckt. Schaut mal bei Youtube rein und klickt durch unsere Videos (nicht nur die aktuellen Singles “Hit The Wall”, „Shine Brighter Than The Sun“ oder demnächst neu „New Horizon“) – da gibt´s jede Menge Spass von der goldenen 80er Jahren bis heute – genauso wie alle Alben auf Bandcamp, Spotify und Co. Verfolgt uns auf social media (v.a. Facebook, Insta). Lasst den Spirit des Classic Metal und Hardrock weiterhin hochleben. We salute you!

Wer nun in die Welt von Speed Limit eintauchen will, sollte diese Links anklicken – es Lohnt!

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https://speed-limit.bandcamp.com/

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